Zweirichtungszähler: Funktionsweise und Kosten

Verfasst von: Miriam Berger
Fabian Chrosciewski
Geprüft durch: Fabian Chrosciewski

Das Wichtigste zusammengefasst

  1. Wenn Sie mit Ihrer Solaranlage Strom erzeugen und ins öffentliche Netz einspeisen, müssen Sie diese Strommenge mit einem Einspeisezähler erfassen.
  2. Darüber hinaus ist jeder Haushalt in Deutschland verpflichtet, den individuellen Stromverbrauch mit einem Bezugszähler zu dokumentieren.
  3. Ein Zweirichtungszähler vereint Einspeise- und Bezugszähler in einem Gerät.
  4. Zweirichtungszähler bieten die Möglichkeit einer einfachen und genauen Messung des individuellen Stromverbrauchs und der Stromeinspeisung.

Was ist ein Zweirichtungszähler?

Für den Betrieb einer Photovoltaikanlage oder eines Balkonkraftwerks benötigen Sie einen geeigneten Stromzähler. Ein Bezugszähler ist für die Messung Ihres individuellen Stromverbrauchs beziehungsweise Ihres Strombezugs aus dem öffentlichen Netz zuständig. Zusätzlich benötigen Sie für die Erfassung der Strommenge, die Ihre Solaranlage ins öffentliche Netz einspeist, einen Einspeisezähler.

Ein Zweirichtungszähler stellt eine gute Alternative zu zwei separaten Stromzählern dar. Er vereint die Funktion des Bezugs- und Einspeisezählers, indem er sowohl den aus dem Netz bezogenen als auch den ins Netz eingespeisten Strom misst. Zudem kann er beide Strommengen direkt miteinander verrechnen.

Zeichen Zweirichtungszaehler
Bild: Zweirichtungszähler

Warum ist ein Zweirichtungszähler wichtig?

Ein Zweirichtungszähler ermöglicht Besitzern einer Solaranlage eine besonders einfache Erfassung der eigenen Stromeinspeisung und des Energieverbrauchs im Haushalt. Durch die transparente Messung wissen Sie stets, wie viel Strom Sie verbrauchen und wie viel Sie ins Netz einspeisen. Auf diese Weise können Sie Ihren Eigenstromverbrauch besser überblicken, Ihren Strombezug optimieren und Energiekosten sparen. Da Zweirichtungszähler die effiziente Nutzung von Solarenergie fördern, leisten sie zudem einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.

So können Sie beispielsweise Haushaltsgeräte mit hohem Stromverbrauch dann einschalten, wenn viel Solarstrom produziert wird, und dadurch die Nutzung des regenerativen Stroms maximieren.

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Funktionsweise eines Zweirichtungszählers

Ein Zweirichtungszähler ermöglicht eine bidirektionale Erfassung von Energieflüssen. Er enthält zwei Zählwerke, die er für die Messung der unterschiedlichen Ströme nutzt. Diese erfassen mithilfe von Stromsensoren, wie viel Strom durch die Leitungen fließt und aus welcher Richtung der jeweilige Stromfluss kommt. Das eine Zählwerk misst den Netzbezug, also die Strommenge, die Sie von Ihrem Netzbetreiber beziehen. Das andere Zählwerk ist dagegen für die Messung des durch die Photovoltaikanlage produzierten und ins Stromnetz eingespeisten Stroms zuständig.

Es handelt sich also um zwei Stromzähler, die in einem Gerät kombiniert sind. Die gemessenen Daten werden in einem digitalen Speicher gesammelt. Moderne Geräte verfügen zudem über eine digitale Anzeige, dank der Sie die erfassten Daten jederzeit ablesen können.

Auf dem Display wird oft nur eine Zahl angezeigt. Je nach Richtung des Stromflusses gibt es zwei Bezeichnungen. Der Strombezug aus dem Netz wird mit „1.8.X“ gekennzeichnet, die Stromeinspeisung in das Netz hingegen mit „2.8.X“. X ist hierbei ein Platzhalter und nimmt gewöhnlich ganzzahlige Werte ab Null an.

Bei konkreten Fragen zum Ablesen kann Ihnen Ihr Stromnetzbetreiber weiterhelfen. Zudem wird jedem Stromzähler eine Zählernummer zugeordnet, die beim Netzbetreiber registriert wird.

Installation eines Zweirichtungszählers

Voraussetzung für die Installation eines Zweirichtungszählers ist der Betrieb einer Solaranlage und die Einspeisung von Solarstrom ins öffentliche Netz. Zudem muss Ihr Schaltschrank für den Einbau eines entsprechenden Geräts geeignet sein. Falls eine Erneuerung nötig ist, müssen Sie die Kosten gegebenenfalls selbst tragen.

Verantwortlich für die Auswahl und die Installation des Stromzählers ist Ihr zuständiger Messstellenbetreiber. Wenn Sie sich einen Zweirichtungszähler wünschen, müssen Sie diesen lediglich beim Messstellenbetreiber beantragen. Dieser kümmert sich zudem um die Eichung des Zählers und die Registrierung der Zählernummer.

Kosten für einen Zweirichtungszähler

In Deutschland können Sie als Betreiber einer privaten Photovoltaikanlage keinen Zweirichtungszähler kaufen. Stattdessen haben Sie die Möglichkeit, diesen von Ihrem Netzbetreiber zu mieten.

Die Kosten hierfür sind fest definiert und betragen maximal 20 Euro jährlich sowie maximal 20 Euro für den Einbau und Betrieb inklusive Wartung und Eichung. Falls sich Ihr Netzbetreiber und Messstellenbetreiber voneinander unterscheiden, ist es möglich, dass Sie nach der Installation des Zählers eine zusätzliche Rechnung vom Messstellenbetreiber erhalten.

Falls Sie keinen Stromzähler mieten möchten, können Sie stattdessen einen gesonderten Einspeisezähler für Ihre Solaranlage kaufen. In diesem Fall müssen Sie jedoch die Kosten für Wartung und Eichung selbst tragen und haften für eine fehlerhafte Messung.

Zweirichtungszähler ablesen: So funktioniert es

Mechanische Zweirichtungszähler können besonders einfach abgelesen werden, da sie über zwei separate Zählwerke für den Strombezug und die Stromeinspeisung verfügen. Meist sind auf diesen zwei kleine Pfeile abgebildet, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Falls sich auf Ihrem Stromzähler keine Pfeile befinden, sind dort stattdessen die Bezeichnungen 1.8.X oder 1.8.0 für den Bezug sowie 2.8.X oder 2.8.0 für die Einspeisung zu finden.

Um einen digitalen Zweirichtungszähler korrekt abzulesen, müssen Sie ebenfalls auf die Bezeichnungen 1.8.X oder 1.8.0 für den Strombezug sowie 2.8.X oder 2.8.0 für die Stromeinspeisung achten. Vorwiegend wird auf dem Display nur eine Zahl angezeigt, und die Anzeige wechselt durchgängig.

Zweirichtungszähler und Einspeisung

Falls Sie mit Ihrer Photovoltaikanlage Strom ins Netz einspeisen, ist die Verwendung eines Einspeise- beziehungsweise Zweirichtungszählers verpflichtend. Durch die Erfassung des eingespeisten Solarstroms haben Sie einen Anspruch auf eine Einspeisevergütung pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms.

Die Höhe der Einspeisevergütung wird bei Registrierung Ihrer Solaranlage im Marktstammdatenregister festgelegt. Einmal jährlich wird der Stromzähler vom zuständigen Messstellenbetreiber abgelesen.

Unterschiede zwischen analogen und digitalen Zweirichtungszählern

Zweirichtungszähler sind sowohl als analoge als auch als digitale Variante mit Display erhältlich. Da beide Varianten eine Strommessung in zwei Richtungen ermöglichen und eine manuelle Ablesung erfordern, bestehen zwischen ihnen keine großen Unterschiede..

Smart Meter: Ein Überblick über die kommende Umstellung

Die Zukunft der Stromzähler gehört jedoch dem Smart Meter. Ab 2025 und spätestens bis 2032 soll es für alle Betreiber einer Photovoltaikanlage verpflichtend sein, zu einem intelligenten Messsystem zu wechseln.

Ein solches intelligentes Messsystem (Smart Meter) setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Die moderne Messeinrichtung in Form eines digitalen Stromzählers erfasst zunächst den Stromverbrauch respektive die Einspeisung in das Netz. Das Smart-Meter-Gateway als Kommunikationsmodul überträgt diese ermittelten Daten in Echtzeit an den Messstellenbetreiber, welcher die Werte wiederum an den Netzbetreiber weiterleitet.

Ein Smart Meter wird daher häufig als Bezeichnung für ein intelligentes Messsystem gewählt. In Zukunft wird die Relevanz der Smart Meter noch weiter an Bedeutung gewinnen, um die effiziente Nutzung der regenerativen Energien im Zuge der Energiewende weiter zu steigern. Wann genau bei Ihnen ein Smart Meter installiert wird, hängt unter anderem von Ihrem Stromverbrauch oder der Größe der installierten PV-Anlage ab.

Zweirichtungszähler für Balkonkraftwerke

Für Balkonkraftwerke, die mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sind, gelten bezüglich des Stromzählers die gleichen Vorschriften wie für große Photovoltaikanlagen. Falls Sie einen analogen Bezugszähler verwenden, benötigen Sie für die Messung des eingespeisten Stroms einen zusätzlichen Einspeisezähler. Lediglich im Falle der Verwendung Ihres Balkonkraftwerks als Inselanlage ist ein Einspeise- beziehungsweise Zweirichtungszähler nicht erforderlich.

Hinweis: Als PV-Inselanlage wird eine PV-Anlage bezeichnet, die nicht ans öffentliche Stromnetz angeschlossen ist. Der so produzierte Strom wird daher vollständig für den Eigenverbrauch genutzt.

Ein Zweirichtungszähler ermöglicht Betreibern von Balkonkraftwerken eine genaue Strommessung in beide Richtungen und erleichtert somit die Optimierung des Eigenverbrauchs. Insbesondere in Kombination mit einem Speicher ist es so möglich, den produzierten Strom vollständig zu verbrauchen und Stromkosten zu sparen.

Gesetzliche Vorschriften und Anforderungen

Nach gesetzlichen Vorschriften sind Betreiber von Photovoltaikanlagen dazu verpflichtet, sowohl den Strombezug als auch die Einspeisung genau zu erfassen. Die Messung kann durch zwei gesonderte Stromzähler, einen Zweirichtungszähler oder ein Smart Meter erfolgen. Sie sind demnach verpflichtet, die Installation eines geeigneten Stromzählers bei Ihrem Messstellenbetreiber zu beantragen.

Für den Einbau sowie die Wartung, Eichung, Messung und Übermittlung der Daten an den Netzbetreiber ist der zuständige Messstellenbetreiber verantwortlich.

Häufige Probleme und Lösungen

Vornehmlich bei digitalen Stromzählern kann es zu Problemen bezüglich des Ablesens kommen. Wenn das Display keine Daten anzeigt, liegt dies meist an einem Bedienfehler, technischen Defekt oder Stromausfall. Überprüfen Sie zunächst mithilfe der Bedienungsanleitung, ob Sie das Display versehentlich deaktiviert haben.

Nach einem Stromausfall ist es eventuell notwendig, den Zähler kurzzeitig vom Netz zu trennen und wieder anzuschließen. Falls die Anzeige immer noch nicht funktioniert, sollten Sie die angeschlossenen Kabel auf Lockerungen oder eventuelle Beschädigungen überprüfen und sicherstellen, dass die Sicherungen ordnungsgemäß funktionieren.

Falls Sie keine Lösung für Ihr Problem finden können, sollten Sie Ihren Messstellenbetreiber oder Netzbetreiber kontaktieren. Ihr Stromversorger ist für die Wartung und Instandhaltung Ihres Zweirichtungszählers zuständig.

FAQ: Alles Wichtige auf einen Blick

Ein Balkonkraftwerk können Sie entweder mit einem Zweirichtungszähler, zwei separaten Bezugs- und Einspeisezählern oder einem Smart Meter betreiben.

Ein Zweirichtungszähler erfordert eine manuelle Auslesung der Daten. Ein Smart Meter übermittelt diese Daten als intelligentes Messsystem in Echtzeit an den Messstellenbetreiber.

Ein digitaler Stromzähler ist im Vergleich zu einem analogen Stromzähler eventuell mit höheren Kosten verbunden. Zudem können technische Defekte auftreten, die eine Ablesung erschweren.

Quellen

Folgenden Quellen wurden zur Recherche genutzt. Das Aufsuchen der angegebenen Links erfolgt auf eigene Gefahr.

Expertinnen und Experten zum Thema
Redakteurin für Balkonkraftwerk Portal

Miriam Berger ist eine leidenschaftliche Umweltaktivistin und Fachjournalistin, die sich seit über zehn Jahren auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Sie schreibt regelmäßig fundierte Artikel für uns hier im Balkonkraftwerk-Portal und inspiriert ihre Leser zu nachhaltigen Energielösungen für den urbanen Raum.

Fabian Chrosciewski
MSc Elektromobilität

Fabian Chrosciewski hat Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Elektrotechnik (Bsc) studiert und im Anschluss daran, den Schwerpunkt seiner Studieninhalte auf die Elektromobilität (Msc) gerichtet. Dabei stehen stets die regenerativen Energien (Erzeugung und Speicherung), federführend Solar-, Batterie- und Wasserstofftechnik im Zentrum seiner Interessen. Seine angeeignete Expertise nutzt er, um sowohl die technischen als auch die wirtschaftlichen Aspekte rund um die Installation und den Betrieb von Balkonkraftwerken den Lesern näher zu bringen.